1815

"Wahre und unauflösliche Brüderlichkeit, unveränderliches Wohlwollen, gegenseitige Zuneigung, um Religion, Frieden und Gerechtigkeit zu schirmen", versprachen auf dem Wiener Kongress von 1815 die maßgeblichen Monarchen - mit Ausnahme Englands, 1815 des Osmanischen Reiches und des Hl. Stuhles -, um Europa nach der Napoleonischen Ära politisch zu stabilisieren. Wie diese Verhandlungen und von wem (v.a. Metternich, Talleyrand, Castlereagh, Hardenberg) sie geführt, aber auch torpediert wurden, welche Resultate und Folgen sie zeigten, schildert der französische Historiker Thierry Lentz detailliert, kenntnisreich, gut lesbar, ja unterhaltsam. Ziel und Herausforderung der von 300 Delegationen zusammengesetzten Versammlung war, das europäische Gleichgewicht wieder herzustellen, was sich durch die Begehrlichkeiten einzelner Staaten nicht voll verwirklichen ließ, aber immerhin so weit gedieh, dass in Europa bis 1914 kein großer Krieg stattfand. Neben der Schilderung des Konferenzverlaufs gewinnt der Leser auch Einblicke in das kulturelle Leben Wiens, in das turbulente gesellschaftliche Treiben und in zahlreiche amouröse Abenteuer - "Die Frauen sind die Zierde der Feste". Den oft geäußerten Ansichten, der Kongress habe mehr getanzt als gearbeitet und ausschließlich die Restauration (Wiederherstellung des monarchischen Prinzips) im Sinn gehabt, widerspricht der Autor und verweist darauf, dass die gefundenen Kompromisse "ein homogenes stabiles System" in Europa etablierten. - Für große Bestände mit entsprechend interessiertem Leserkreis!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

1815

1815

Thierry Lentz
Siedler (2014)

432 S.
fest geb.

MedienNr.: 771844
ISBN 978-3-8275-0047-2
9783827500472
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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