Die alten Griechen
Die renommierte Londoner Althistorikerin Edith Hall machte den ungewöhnlichen Versuch, die Bedeutung der antiken griechischen Geschichte bis in die Gegenwart zu erklären. In ihrer Einführung macht sie zehn Haltungen aus, die für die Griechen charakteristisch waren und ihren Einfluss auf über zwei Jahrtausende verständlich machen. Sie nennt zum Beispiel die unstillbare Wissbegierde, die für die Ausbildung der Naturwissenschaften ebenso wichtig war wie für die Philosophie. Sie erinnert an die Liebe zur Seefahrt - alle griechischen Kolonien entstanden in Meeresnähe - und die Entdeckerfreude. Die Erfindung der Demokratie wird in Verbindung gebracht mit der Diskutierfreude, der kritischen Hinterfragung jeder Autorität und der Neigung zu Misstrauen. Die griechische Fremdenfreundlichkeit und die großzügige Einwanderungspolitik sind geradezu aktuell. In zehn Kapiteln wird dann die griechische Geschichte spannend erzählt. Dabei geht es kaum um die Kriege, sondern um Literatur, Kunst und Mythologie. Viele nicht allgemein bekannte altgriechische Texte werden ausgewertet. Der Band bietet interessante, auch diskussionswürdige Aspekte der antiken Geschichte und stellt überzeugend die besondere Bedeutung der alten Griechen heraus. - Ab mittleren Beständen zu empfehlen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die alten Griechen
Edith Hall
Siedler (2017)
415 S. : Ill.
fest geb.