Russisches Tagebuch
Spätestens seit der Ermordung von Anna Politkovskaja hat auch in Deutschland ein Nachdenken über den Zustand der Demokratie und der Menschenrechte im "neuen Russland" des Wladimir Putin eingesetzt. Mit großem persönlichen
Risiko haben in der Vergangenheit viele Journalisten, voran Anna Politkovskaja, in vielen Winkeln der russischen Gesellschaft recherchiert, "wo sich die Elite nicht blicken lässt". Und sie haben kritisch die aggressiven Einsätze russischer Spezialeinheiten v.a. in Tschetschenien mit Reportagen und Kommentaren begleitet. Zwei Jahre lang, von 2003 bis 2005, hat die Autorin in diesem "Tagebuch" sowohl die auch bei uns bekannt gewordenen "großen Ereignisse" (z.B. die Tragödie in der Schule von Beslan) kommentiert wie auch Reportagen über das arme, vergessene Russland geschrieben. Ihre Attacken gegen das "System Putin" sind heftig und ohne jeden Kompromiss. Für ihre mutige journalistische Arbeit hat Anna Politkovskaja letztlich mit ihrem Leben bezahlt. Vertrauensvoller blickt man nach der Lektüre dieser Aufzeichnungen nicht auf Russland. Das Leben der Anna Politkovskaja zeigt aber auch, wie Sonia Mikich im Vorwort schreibt, "dass Russland mehr ist als nur Beute einer zynischen Elite". Es gibt mutige Künstler, Journalisten, Schriftsteller, denen man im Westen mehr Aufmerksamkeit schenken sollte als den oft skrupellosen "Neuen Reichen" oder sich Demokraten nennenden Politikern. - Nachdrückliche Empfehlung!

Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Russisches Tagebuch
Anna Politkovskaja
DuMont (2007)
458 S.
fest geb.
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