Der brennende See

Im Wasser ist John von Düffel in seinem poetischen Element, und der Familienroman ist seine literarische Ausrüstung. "Der brennende See", sein neuer Roman, vereinigt beides auf brillante Weise: Zwei Familien-Generationen werden an einem Baggersee Der brennende See gewaltig durcheinander gerüttelt. Die Handlung spielt in einer nahen Zukunft, in einem viel zu heißen und trockenen Frühjahr, als Hannah, Tochter eines Schriftstellers, nach dessen Tod in ihre Vaterstadt zurückkehrt. Dort ist nichts mehr, wie es war, ein Baggersee, in dem man nicht einmal mehr richtig schwimmen kann, wird zum Objekt für Raumplaner, Philanthropen und Klimaaktivisten. Und die Tochter einer Freundin radikalisiert sich in der Fridays-for-Future-Bewegung. John von Düffel erzählt seine Geschichte, in der sich Umwelt und Mitwelt in fast exponentieller Dynamik gegenseitig ramponieren, mit Empathie und Drive, immer spannend und umsichtig. Das Ende bietet eine Überraschung in der Generationenfrage, die man hier nicht verraten sollte. Den "brennenden See" gibt es übrigens wirklich, in Indien, wo der Bellandursee aufgrund der darin enthaltenen Altchemikalien und Abfälle immer wieder Feuer fangen kann. Vielleicht der erste Umweltrebellionsroman der deutschen Literatur. Sehr empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Der brennende See

Der brennende See

John von Düffel
DuMont (2020)

318 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600629
ISBN 978-3-8321-8122-2
9783832181222
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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