Die Katzen von Shinjuku

Wer mit dem Werk des französischen Japan-Enthusiasten Chris Marker vertraut ist, weiß von der Bedeutung der Katze in der japanischen Kultur. Bei Durian Sukegawa sind es die heimlichen Protagonisten um seine menschlichen Hauptfiguren, Yume-chan und Die Katzen von Shinjuku Yama-chan. Er ist ein um Anerkennung und Erfolg ringender kleiner Fernsehjournalist, der mit Erfindung von Quizfragen seinem Mentor zu gefallen sucht; sie eine junge Bedienung in einer kleinen Bar im Shinjuku Golden Gai, dem Amüsierviertel Tokios. Die Katzen der Nachbarschaft, die zum Fenster hereinschauen, sind Anlass für Sportwetten und Erzählungen und Yamas besondere Beziehung zu ihnen fasziniert Yume, der ihr bald in einer zarten, unausgesprochenen Liebe verfallen ist. Das Geheimnis, das Yama umgibt, und die skurril bunte Welt der Bar im Kontrast zur Fernsehwelt steriler Massenunterhaltung, fesseln die Leser/-innen von den ersten Seiten an. Yume, der seine lyrischen Seiten in einer Reihe von Katzengedichten auslebt und das tragische Schicksal und die Menschenscheu Yamas, die beide dann doch nicht als Liebespaar zusammenkommen lässt, werden in einer klaren, lebendigen Weise geschildert. Yume, als alter Ego des Autors, ist zugleich der Erzähler dieser reizenden Liebesgeschichte. In ihr ist deutlich die Zerrissenheit der japanischen Mentalität zwischen westlich-modernem Massenkonsum und nostalgischer Liebesergebenheit zu spüren. Das alles auf wenig weinerliche und doch behutsam wie ideen- und abwechslungsreiche Art geschildert, dass das Buch eine große Empfehlung für alle Bestände und ein Muss für die Japan-Freunde ist.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Katzen von Shinjuku

Die Katzen von Shinjuku

Durian Sukegawa ; aus dem Japanischen von Sabine Mangold
DuMont (2021)

253 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 604110
ISBN 978-3-8321-8147-5
9783832181475
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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