Wünsche

Der melancholisch-lebenskluge Roman der 1959 in Schwelm (Westfalen) geborenen Autorin und Theaterregisseurin schildert das nicht sonderlich spektakuläre Schicksal von fünf Personen in einer deutschen Kleinstadt. Die attraktive Vera Conrad träumt Wünsche immer noch von einer Karriere als Filmschauspielerin. Einst Pflegekind von Karatsch, nun, nach dem Tod von dessen Ehefrau mit dem weit älteren Mann verheiratet, beschließt sie an einem Silvesterabend, gleichzeitig ihrem 46. Geburtstag, aus einer plötzlichen Sehnsuchts-Laune heraus, ihrem einförmigen Dasein zu entfliehen. Mit dem geklauten Pass einer jüngeren Unbekannten setzt sie sich nach London ab, wo sie neun Monate unter falschem Namen verbringt. Zurück bleiben ihr zwanzigjähriger Sohn Jo und der in seinem Selbstwertgefühl erschütterte Ehemann Karatsch. - In dem aus den unterschiedlichen Perspektiven sehr facettenreich erzählten Roman bleibt gleichwohl vieles im Ungefähren, so z.B. die Ursache für die Rückkehr Veras oder auch die Frage, ob sie nun zu innerer Ruhe gefunden hat. Gleichzeitig ist das Schicksal aller Beteiligten wie durch ein unterirdisches Wurzelgeflecht, das alle gefangen hält, aufs Engste verbunden. Der vielfach, zuletzt mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis ausgezeichneten Autorin, gelingt es auch mit einem wenig spektakulären Plot zu berühren und zu fesseln, v.a. auch dank glaubwürdiger und differenzierter Charakterzeichnung. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis)

Helmer Passon

Helmer Passon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wünsche

Wünsche

Judith Kuckart
DuMont (2013)

300 S.
fest geb.

MedienNr.: 376321
ISBN 978-3-8321-9705-6
9783832197056
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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