Der Krankenflüsterer
Prof. Dr. med. Walter Möbius war 24 Jahre lang Chefarzt in einem Krankenhaus im Bonner Regierungsviertel und betreute dort u.a. auch zahlreiche Politiker. Wenn es um seine Erfahrungen beim Contergan Prozess oder sein Eingreifen beim Hungerstreik der RAF in Stammheim oder auch seine Betreuung kasernierter französischer Soldaten geht, dann streift er dabei sogar bundesrepublikanische Geschichte. Im Vorwort bezieht er die Einstellung zu seiner Tätigkeit auf die Maxime von Antiphon von Korinth: "Hier werden Menschen durch Worte geheilt". Daher beziehen sich viele seiner "Fälle" auf den Grenzbereich zwischen Körper und Geist, also auf die psychosomatischen Ursachen für Erkrankungen. Da die geschilderten "Fälle" alle nur wenige Seiten umfassen, ist das Buch sehr gut etappenweise zu lesen. Dabei schafft es der Autor, sie so spannend zu erzählen, dass man manchmal fast glaubt, es müsse sich um erfundene Vorgänge handeln. Bei den Diagnosen lassen sich medizinische Fachbegriffe sicher manchmal nicht vermeiden, da aber die Erscheinungsformen der verschiedenen Anzeichen und Ursachen so gut beschrieben sind, ist dies für Leser ohne medizinische Vorbildung kein Problem. Das Buch wird einen breiten Leserkreis ansprechen.
Gerd Fleder
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Krankenflüsterer
Walter Möbius
DuMont (2014)
253 S.
fest geb.