Diese gottverdammten Träume

Empire Falls, eine fiktive Kleinstadt in Maine, ist ein blühendes Zentrum der Textilindustrie. Der reiche Textilfabrikant Honus Whiting herrscht über die Stadt, deren Einwohner fast alle bei ihm beschäftigt sind. Mit der um die Jahrtausendwende einsetzenden Globalisierung beginnt der langsame Verfall der Stadt. C.B. Whiting, dessen Vater ihm die Leitung des Familienimperiums nicht zutraut und dem seine Frau Francine, die ihn nur des Geldes wegen geheiratet hat, das Leben schwer macht, verzehrt sich derweil nach der unglücklich verheirateten Mitarbeiterin Grace Roby. Seine Pläne, mit dieser seinem unglücklichen Leben zu entfliehen, scheitern aber. Auch Miles Roby, der Sohn von Grace Roby, der seit über zwanzig Jahren im beliebten Diner Burger brät und das College abgebrochen hat, um seine kranke Mutter zu pflegen, würde liebend gerne weggehen von Empire Falls, doch seine Verpflichtungen fesseln ihn an die Stadt. Aber dann passiert ein Drama, und jetzt gelingt es Miles endlich, Empire Falls zu verlassen. - Richard Russo erhellt in diesem Roman, für den er 2002 den Pulitzerpreis erhielt, viele Züge Amerikas. Der Autor erzählt lebensnah, humorvoll und unterhaltsam die Geschichten von Menschen, deren Lebenstraum sich nicht erfüllt, und zeigt das Leben in der Kleinstadt mit all seinen Schicksalsschlägen und Absonderlichkeiten. Russo hat die Fähigkeit unscheinbare Dinge zu erkennen, festzuhalten und dem Leser begreifbar zu machen. Sein tiefer Blick hinter die Fassaden, manchmal desillusionierend und mit bitterem Unterton, weckt die Neugier des Lesers und kann diesen berühren. Ein brillantes Kleinstadtpanorama, sehr empfehlenswert. (Übers.: Monika Köpfer)