Ein Tag im Sommer
Peplow kommt mit dem Zug nach Great Minden. Er hat einen Revolver bei sich, mit dem er den Mann töten will, der seinen Sohn überfahren hat. In Great Minden trifft er zufällig auf Ruskin und Bellenger, zwei alte Kriegskameraden. Bellenger liegt im Sterben und Ruskin hat keine Beine mehr und sitzt im Rollstuhl. Das ist der Ausgangspunkt, von dem aus Carr sein Gesellschaftsporträt einer englischen Kleinstadt in den 1950er Jahren entwickelt. Er porträtiert den Pfarrer des kleinen Ortes und schildert seine Geld- und Eheprobleme, begleitet den Lehrer Croser durch seinen Schulalltag, der dadurch erschwert wird, dass ihn die Rektorin der kleinen Schule schikaniert. Die Rektorin wiederum hat das Gefühl, in Great Minden, am Ende der Welt, zu versauern. Diese Porträts sind schonungslos ehrlich und zeigen den Frust, die Habgier und den Hang zur Gewalt auf, der unter der trägen Oberfläche eines völlig normalen bürgerlichen Lebens schlummert. Carrs Sprache dient dazu, die Figuren zu charakterisieren und ihnen ein realistisches Ambiente zu verleihen. Der Kirchweihtag mit seinem großen Jahrmarkt, an dem Peplow in der Stadt eintrifft, endet schließlich anders als geplant, nicht nur für Peplow. (Übers.: Monika Köpfer)
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein Tag im Sommer
J. L. Carr
DuMont (2018)
300 S.
fest geb.