Alles nur Fassade?

Die Kunsthistorikerin Turit Fröbe findet mit ihrem Buch einen frischen und dem Laien ein Fenster in die Architekturbetrachtung öffnenden Zugang. Wie der Blick auf Fenster eines Gebäudes, die Näherung von der Fassade her, mit den Ausführungen Fröbes Alles nur Fassade? zur Klassifizierung des Hauses dient und der Leser und Betrachter so expressionistische von Reformarchitektur unterscheiden kann, ist aber nur ein Nutzen des Bandes. Daneben stellt er einen Überblick von Fensterformen, Materialien und natürlich Baustilen des 20. Jahrhunderts bereit, der vom Jugendstil bis zum Dekonstruktivismus und den Neo-Stilen unserer Zeit reicht und auch in gebührender Weise auf die DDR-Architektur eingeht. Die Baustile werden durch viele, leider oft nicht exakt identifizierte Beispiele anschaulich gemacht und jedem Kapitel ist als "Ikone" die Würdigung eines für diesen Stil besonders herausragenden Gebäudes beigegeben. Das stark farbig gestaltete Buch lockt so den Leser mit Grafik und Bildern, was die Lust an diesem Werk sehr befördert, wogegen man sich zu manchen Gebäuden und Formdarstellungen gern mehr Text wünschte. Die Beispiele kommen vornehmlich aus dem Berliner und nördlich des Main gelegenen Raum. Auch mit der volksmundlichen Bezeichnung "Tränenpalast" wird nicht jeder Leser das Gebäude identifizieren können. Um als vom Verlag gepriesener "allround Reiseführer" zu dienen, fehlen dem Buch auch die Ortsangaben zu den Gebäuden. Sprachlich bestechen die Texte durch konzise, gut lesbare und doch präzis und prononcierende Darstellung. - Ein empfehlenswertes Buch für Architekturfreunde und alle Städtebewohner, die nicht nur in die Fenster, sondern auch einmal mit stil-bewusstem Blick die Fenster anschauen mögen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Alles nur Fassade?

Alles nur Fassade?

Turit Fröbe
DuMont (2018)

175 S. : überw. Ill. (farb.)
kt.

MedienNr.: 595216
ISBN 978-3-8321-9947-0
9783832199470
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku
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