Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen
Wie kein zweites Land ist Swasiland, "ein kleines, trauriges Königreich ganz im Süden Afrikas", von der HIV-Epidemie betroffen. Die Elterngeneration fehlt nahezu komplett, die Kinder sind meist auf sich gestellt. Kirsten Boie, die sich schon lange
für diese Kinder engagiert, erzählt vier Schicksale: Von einem Jungen, der mit der kleinen Schwester bei der Großmutter lebt und nicht mehr zur Schule gehen kann, weil er keinen Totenschein seiner Mutter hat. Ein Mädchen übernimmt die Verantwortung für die jüngeren Geschwister. Ihr größter Schatz ist das Memory-Book der Mutter. Ein weiteres Mädchen will Geld verdienen und muss sich selbst verkaufen, damit wenigstens die jüngere Schwester zur Schule gehen kann. Wie kann ein Junge mit der Schuld leben, dass seine Großmutter wegen seiner Wut und Unachtsamkeit verbrannt ist? Auch Nachwort und Interview mit der Autorin sind zu hören. - Die einzelnen Geschichten werden passend zur Hauptfigur von männl. bzw. weibl. Sprechern vorgetragen. Ihre Stimmen verstärken durch ihre Vortragsweise noch den "Ton" der Erzählweise, so dass die Geschichten noch eindringlicher wirken. Sowohl die Bitterkeit ihrer Schicksale wie auch die beeindruckende Würde, mit der sie ihr Leben meistern, kommt um ein vielfaches deutlicher noch zum Ausdruck. - Sicher kein Werk für ein breites Publikum, aber eines, das denen eine Stimme gibt, die keine Lobby haben.
Astrid Frey
rezensiert für den Borromäusverein.

Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen
Kirsten Boie. Gesprochen von Jürgen Uter ...
Goya libre (2014)
2 CD (ca. 118 Min.)
CD