Draußen vor der Tür
Beckmann hat in Russland gekämpft, sein Leben für sein Vaterland riskiert, wurde verletzt und drei Jahre in Sibirien gefangen gehalten. Jetzt endlich kehrt er in seine Heimat Hamburg zurück. Doch dort wartet niemand auf ihn. Im Gegenteil: Das Leben ist dort weitergegangen, man hat sich mit der schwierigen Situation arrangiert und der Krieg scheint für viele schon weit weg. Das fällt jemandem wie Beckmann, in seinem abgeschabten Soldatenmantel und seiner Gasmaskenbrille, schon auf. Und egal, an wen er sich wendet, mit wem er spricht, am Ende steht er immer wieder "draußen vor der Tür". In der Wohnung seiner Eltern lebt inzwischen jemand anderes, seine Vorgesetzten im Heer mögen sich nichts von Beckmanns Schilderungen annehmen. - 1946/47 schrieb Wolfgang Borchert als junger Kriegsheimkehrer dieses Hauptwerk seines kurzen Lebens. Schon mit 26 Jahren starb er während einer Kur. Das exzellent besetzte Hörspiel des NDR aus dem Jahr 1952 hat nichts von seiner Aktualität verloren. Es zeigt die Sinnlosigkeit des Krieges und wie sehr das Geschehene und Erlebte den Einzelnen mitnehmen. Nie ist wirklich klar, was "real" und was "Traum" ist. - Eine lohnende Ergänzung für Bestände mit literarisch interessierten Hörer*innen und ein schönes altmodisches Radiohörspiel.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Draußen vor der Tür
Wolfgang Borchert. Mit Hans Quest ... Regie: Ludwig Cremer
Goya Lit (2019)
1 CD (ca. 79 Min.)
CD