Noch ein Glück
Sehr klar und gefasst erzählt Trude Simonsohn aus ihrem Leben. Geboren 1921 im mährischen Olmütz, damals noch stark von der k.u.k-Zeit und einem zumindest toleranten Nebeneinanderherleben verschiedener Volksgruppen beeinflusst, wächst sie in einem gutbürgerlichen jüdischen Hause auf. In der zionistischen Jugendbewegung lernt sie mit Gleichgesinnten Land- und Hauswirtschaft für ein neues Leben in Palästina. Der Einmarsch der Nationalsozialisten zerstört alle Träume, als 18-Jährige erlebt sie Denunziation und Standgericht, 6-monatige Haft und die Ermordung des Vaters. Deportation nach Theresienstadt, wo sie die Mutter wiedersieht, Freunde und die Chaverim. Gemeinsam versuchen sie, den Kindern dort eine Zukunft zu bauen, mit illegalem Schulunterricht, Malen, Musik und Theater. Und nie ohne zweite Besetzung, denn immer wieder müssen Menschen "auf Transport". Hier lernt sie ihren Mann Berthold Simonsohn kennen, geht nach der Mutter mit ihm auf Transport nach Auschwitz. Die Mutter wird ermordet, sie beide überleben. Nach der Befreiung, zunächst in Prag, später in der Schweiz widmen beide ihre Arbeit den Überlebenden, Kranken und Kindern. Eine berufliche Perspektive in der jüdischen Gemeinde führt sie anfangs der 50er Jahre nach Hamburg, später nach Frankfurt, wo sie trotz aller Vorbehalte im Land der Täter eine Heimat gefunden hat. - Zeitgeschichte bewegend und klug erzählt, gern empfohlen.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Noch ein Glück
Trude Simonsohn mit Elisabeth Abendroth
Wallstein (2013)
149 S. : Ill.
fest geb.