Die Schlaflosen

Wie ergeht es Therapiebedürftigen, wenn der Therapeut ausbleibt? In ihrem freundlich-ionischen Roman schildert Ulrike Kolb (Jahrgang 1942) Reaktionen, die je nach Geschlecht, Alter und Beruf differenziert ausfallen. Was die porträtierten Protagonisten Die Schlaflosen eint, ist das Problem Schlaflosigkeit. Aus verschiedenen Landesteilen angereist, treffen sich die Hilfesuchenden in einem Hotel bei Berlin, um an einem kostenintensiven Wochenendseminar teilzunehmen. Als sie jedoch der ungeduldig erwartete "Schlafpapst" versetzt, bleibt ihnen nur, sich auf die veränderte Situation einzustellen. Aufgeregtheit und Empörung zum einen, intime Zweiergespräche zum anderen; z.B. Rottmann und Margot, ein verhinderter Künstler und eine von Selbstzweifeln geplagte Berufswechslerin. Oder "die Moll", der ein kurz vor der Pensionierung stehender Versicherungsangestellter beichtet, er unterhalte eine Liebesbeziehung mit der eigenen Tochter. Durch Alkohol werden die Zungen locker, Zwänge und Ängste fallen ab und der eigentliche Zweck der Zusammenkunft gerät in Vergessenheit. Da gegen Ende der Nacht ein vom Leser vorausgesehenes chaotisches Durcheinander einsetzt, enthält der aus unterschiedlichen Perspektiven erzählte, zuweilen manieriert wirkende Roman kaum Überraschendes. Als amüsant-unterhaltsame Entspannungslektüre ist er jedoch allemal zu empfehlen.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Schlaflosen

Die Schlaflosen

Ulrike Kolb
Wallstein (2013)

200 S.
fest geb.

MedienNr.: 393011
ISBN 978-3-8353-1211-1
9783835312111
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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