Aus dem Freundeskreis der "Weißen Rose"
Die Münchner Widerstandsgruppe um Hans und Sophie Scholl war mehr ein Konstrukt aus verschiedenen Freundeskreisen und Interessensgruppen als eine feste Organisation. Zu diesem erweiterten Zirkel der Weißen Rose gehörte auch Otmar Hammerstein. Nach der Verurteilung und Hinrichtung des inneren Kreises der Gruppe durch den nationalsozialistischen Volksgerichtshof schloss sich dieser in Amsterdam dem holländischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer an. Sein jüngerer Bruder und emeritierte Professor für Mittlere und Neuere Geschichte Notker Hammerstein, befasst sich in dem Werk mit dieser Lebensgeschichte eines Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime. Dabei schildert der Autor die freundschaftlichen Verflechtungen zwischen Musikverein, Literaturtreffen und katholischer Lithurgiebewegung im Umfeld der christlich motivierten Widerstandsbewegung aus München. Damit fügt Hammerstein, wie er selbst schreibt, eine weitere "marginale Erweiterung" (S.11) der sehr umfangreichen Untersuchungen zum Themenkomplex um die Weiße Rose hinzu. Neben der Beschreibung des intellektuellen Umfelds der Widerstandsgruppe sowie der bürgerlichen Familie Hammerstein, wird anhand der Biographie von Otmar Hammerstein der schmale Grad zwischen innerer Emigration und aktiven Widerstands deutlich. - Letztlich ist das Werk nur für Interessierte als Ergänzung zu Standardwerken zu empfehlen.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Aus dem Freundeskreis der "Weißen Rose"
Notker Hammerstein
Wallstein (2014)
151 S. : Ill.
fest geb.