Friedrich Rückert
Annemarie Schimmel, die bekannte Orientalistin, hat den ihr als Sprachengenie und Übersetzer verwandten Dichter Friedrich Rückert aus der Vergessenheit in die Gegenwart zurückgeholt. Ihr schmales Buch, das so innig Leben und Werk des Dichters und Gelehrten vorstellt, ist bereits 1987 erschienen und jetzt zum 150. Todestag im Jahr 2016 wieder aufgelegt worden; lediglich die Sekundärliteratur wurde aktualisiert. Frau Schimmel würdigt Rückerts Übersetzungsleistung aus orientalischen Sprachen, womit er dem Deutschen einen Schatz geschenkt habe, den keine andere Sprache besitze. Seine Leistung als Wissenschaftler stellt sie nachdrücklich heraus. Der Großteil des Büchleins ist der Übersetzung Rückerts aus so vielen Sprachen, den poetischen Nachgestaltungen und dem umfangreichen eigenen lyrischen Werk gewidmet. Dabei versteht sie es, an ausgewählten kurzen Beispielen jeweils einen Eindruck von der Dichtung des Morgenlandes und besonders von Rückerts eigenen Gedichten zu vermitteln. Die Stationen des relativ ruhigen Lebens des Dichters und Gelehrten werden mit wenigen Strichen in der ersten Buchhälfte gezeichnet. Ein paar Schwarzweißbilder vermitteln die Atmosphäre seiner Lebenszeit. Die Bewunderung, welche die Autorin dem dichtenden Gelehrten und dem gelehrten Dichter entgegenbringt, kann sich auch auf den Leser übertragen, wenn er etwa ein Gedicht aus der ergreifenden Sammlung "Kindertotenlieder" liest. Ab mittleren Beständen sehr zu empfehlen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Friedrich Rückert
Annemarie Schimmel
Wallstein (2015)
157 S. : Ill.
fest geb.