Die Farbe des Granatapfels

Schon als kleines Kind kommt Anna immer wieder in das kleine dalmatinische Dorf, aus dem ihre Mutter stammt. Dort erzählt ihr Oma Nada von bösen Geistern, die den Menschen das Leben aussaugen, von ihrer Jugend und dem Zweiten Weltkrieg. Das Kind, Die Farbe des Granatapfels Tochter einer Dalmatinerin und eines Österreichers, ist hin- und hergerissen zwischen der Kultur des Vater- und der des Mutterlandes, das die Österreicher wegen der ehemaligen Besatzersprache hasst. So versucht auch Nada, ihre Enkelin als eine von "ihnen" zu sehen und ihr die "Mörderzunge" auszutreiben, wurde doch ihre Schwester von deutschen Soldaten getötet. In Annas Erinnerungen, die sie sich bei ihrem letzten Besuch der Großmutter wachruft, verschwimmen die Farben, Geräusche und Gerüche der Insellandschaften, der Häuser und Menschen in Split zu einem einzigen Ort der Sehnsucht, an dem die Zeit stehen geblieben ist und an dem es keine lauten Straßenbahnen, Bügelwäsche und Kindermädchen wie in Wien gibt. Mittels Retrospektive wird der Enkelin bewusst, wie sehr die Großmutter zunehmend um die heißgeliebte Enkelin kämpfen musste, die nur über den Sommer bei ihr blieb und damit ein geliehenes Kind war. Bis zum Schluss bleibt diese Liebe nur teilweise erwidert. Zu sehr stößt sie bei der Enkelin auf Unverständnis. - Ein einfühlsamer Roman über die Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen und Sprachen und über eine Liebe, die alle Hindernisse zu überwinden versucht. Zu empfehlen.

Clara Braun

Clara Braun

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Farbe des Granatapfels

Die Farbe des Granatapfels

Anna Baar
Wallstein (2015)

319 S.
fest geb.

MedienNr.: 804104
ISBN 978-3-8353-1765-9
9783835317659
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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