Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
Der Begleitband zur Ausstellung "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" widmet sich den in der NS-Ideologie festgelegten Voraussetzungen sowie den zynischen und menschenverachtenden Ausprägungen dieses systematisch durchgeführten Verbrechens, das auf Ausbeutung bis hin zur Vernichtung ausgerichtet war. Durch Text und Bild wird auch deutlich, dass die Zwangsarbeit, zu der etwa 20 Millionen Menschen gezwungen wurden, nur zu einem geringen Teil in Konzentrationslagern, meist jedoch vor den Augen der Bevölkerung, d.h. mitten in der Gesellschaft geleistet werden musste - in Rüstungsbetrieben, auf dem Bau, in der Landwirtschaft, in Handwerksbetrieben etc. Neben der Dokumentation der historischen Fakten und mehrerer Fallbeispiele, welche die Problematik verdeutlichen, erläutern einzelne Autoren in informativen Essays verschiedene vertiefende Aspekte, z.B. Zwangsarbeit im besetzten Osteuropa, Zwangsarbeiter als Opfer der Euthanasie, Anerkennung und Entschädigung der Zwangsarbeiter. Wie sich dieses straff organisierte und von der Gesellschaft mitgetragene Unrecht seit 1933 etablierte und bis 1945 funktionierte, belegen die aus ganz Europa zusammengetragenen Bild- und Textdokumente, sie zeigen aber auch, dass es beim Einzelnen lag, wie er Zwangsarbeitern begegnete - mit ein wenig Mitmenschlichkeit oder mit unerbittlicher Härte und Ausgrenzung. - Eine Dokumentation, die durch fundiert recherchiertes Material besticht, durch reale Fallgeschichten aufrüttelt, vor allem aber das "zugefügte Unrecht auch für kommende Generationen wach halten" will. - Für größere Büchereien ein Muss, allen anderen nachdrücklich empfohlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
hrsg. von Stefan Hördler ...
Wallstein (2016)
273 S. : überw. Ill. (z.T. farb.), graph. Darst. und Kt.
kt.