Ohne Religion kein Beten?
Die Frage im Titel erscheint provokant - oder auch banal: Gehören Gebete und Religion(en) nicht untrennbar zusammen? Bis hin zu seiner Schlusserkenntnis "Auch in der Sprachlosigkeit vermittelt sich religiöse Erfahrung" spürt der bekannte Literaturwissenschaftler der Rolle des Gebetes in der modernen und eher profan geprägten Zeit nach. Bereits im Untertitel öffnet er den Begriff Gebet hin zu den heute mindestens ebenso gängigen Formulierungen "Reflexionen" und "Verinnerlichen". Im Hauptteil - in sieben thematische Kapitel unterteilt - legt der Autor verschiedenste Texte sehr unterschiedlicher sprachlicher Kategorien vor: traditionelle, an der Bibel orientierte Gebete neben sehr assoziativen Gedankenspielen, einfaches Gotteslob neben anspruchsvollen Meditationen. Das abschließende Kapitel behandelt die vielfachen Schwierigkeiten, heutzutage wirklich neue Impulse sakraler Sprache zu finden, sowie die Notwendigkeit, sich diesem bislang eher vernachlässigten Problem zu stellen.
Susanne Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ohne Religion kein Beten?
Wilhelm Gössmann
Verl.-Ges. Topos plus (2008)
Topos-Taschenbücher ; 657
123 S. : Ill.
kt.