Aktion T4 - Mord mit System

Die kompakt, trotz schwieriger Quellenlage fundiert und detailliert recherchierte Abhandlung über die nationalsozialistische "Euthanasie"-Aktion T4 will zum einen an die geistigen wie medizinischen Grundlagen (u.a. Eugenik, Rassenhygiene, pro- und Aktion T4 - Mord mit System antinatalistische Bevölkerungspolitik, Kindereuthanasie) und an die bürokratisch strukturierte Durchführung (u.a. Meldebögen, Überdosierung, Mangelernährung, medizinische Experimente, Falschinformationen) der planmäßigen Ermordung von über 70.000 geistig oder körperlich behinderten Menschen erinnern und zum anderen das Bewusstsein schärfen, dass jedes Leben - sowohl in der Anfangsphase wie am Ende - lebenswert und von der Gesellschaft zu schützen ist. Die Verschärfung der NS-Rassenhygiene-Politik, die Ungeheuerlichkeit der Vorgehensweise, das skrupellose Handeln bzw. Schweigen der Ärzte, des Pflegepersonals und aller anderen am Massenmord Beteiligten wird an Zahlen und Fakten erschreckend deutlich. Konkret erfahrbar wird der NS-Terror und der Leidensweg der Opfer am Schicksal Wilhelm Vellguths (1914-1940). An seinem Beispiel zeigt der Autor, wie durch die ausgeklügelte Verschleierungstaktik (z.B. Verlegungen, gefälschte Todesursache und Ortsangaben) und eine gezielt vorgenommene Distanzierung von Angehörigen die Aktion T4 weitgehend unter Verschluss gehalten werden konnte. Dennoch musste sie aufgrund kirchlicher Proteste (v.a. durch Bischof Clemens August v. Galen) 1941 abgebrochen werden. - Ein erschütterndes Dokument, das jeder lesen sollte!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Aktion T4 - Mord mit System

Aktion T4 - Mord mit System

Klaus Vellguth
Topos plus (2014)

Topos-Taschenbücher ; 870
155 S.
kt.

MedienNr.: 402668
ISBN 978-3-8367-0870-8
9783836708708
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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