Doppeltot

Rifka und Düveke sind beste Freundinnen, denkt zumindest Düveke. Sie tut alles, was Rifka von ihr verlangt, was diese schamlos ausnutzt. Als ein Klassenkamerad stirbt, ist Rifka von der Beerdigung und der Aufmerksamkeit, die der Verstorbene erhält, Doppeltot so beeindruckt, dass sie beschließt, bei ihrer eigenen Beerdigung dabei zu sein. Sie will ihre Entführung vortäuschen und verschwinden, sodass alle glauben, sie sei tot. Düveke muss ihr helfen, doch nichts klappt so wie geplant. Und als Rifka auch noch herausfindet, dass Ollie, Düvekes Bruder, den sie gerne für sich hätte, eine Freundin hat und der verstorbene Junge in Düveke (und nicht in sie) verliebt war, läuft die Inszenierung aus dem Ruder. - Ein zutiefst verstörendes Buch! Rifka zeigt extrem soziopathische Züge, sie verachtet alle anderen und manipuliert sie, wie es ihr gerade passt. Die physische und psychische Gewalt, die sie praktiziert, wird aber - auch von den Erwachsenen - einfach hingenommen, niemand unternimmt einen Versuch, sie zu stoppen. Düveke ist geradezu von ihr abhängig. Düvekes Familie zeigt das Zusammenleben von isolierten Einzelwesen, ohne dass ersichtlich wird, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Auch das ausgeprägte Bedürfnis von Ollie, seine jüngere Schwester zu beschützen und immer alle Schuld auf sich zu nehmen, fühlt sich eher krank an. - Bemerkenswert ist der Aufbau der Erzählung. Im ersten Teil, betitelt "Davor", steht Düveke im Mittelpunkt. Bei "Danach", dem zweiten Teil, Ollie und im letzten Teil "Währenddessen" Rifka. Jeder dieser drei Teile ist von einem anderen Stil geprägt, der sich in Erzählweise, Perspektive, Wortwahl usw. unterscheidet. Immer muss sich der Leser / die Leserin mit der Erbarmungslosigkeit, der Brutalität und der Zerstörung jeglicher Menschlichkeit auseinandersetzten, ohne auch nur einen Funken Hoffnung zu erahnen. - Das Buch wird sicher kontrovers diskutiert werden und eignet sich nicht für eine oberflächliche Lektüre. (Übers.: Rolf Erdolf)

Astrid Frey

Astrid Frey

rezensiert für den Borromäusverein.

Doppeltot

Doppeltot

Gideon Samson
Gerstenberg (2015)

219 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 580606
ISBN 978-3-8369-5799-1
9783836957991
ca. 14,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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