Weltmeister im Schatten Hitlers
Das aufschlussreiche Buch setzt sich mit der Rolle des deutschen Fußballs während und nach der Weltmeisterschaft 1954 auseinander und argumentiert stichhaltig gegen eine Überbewertung (u.a. eigentliche Geburtsstunde der BRD). Warum dieses sportliche Ereignis 10 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus und Krieges von der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation und Stimmung nicht zu trennen war und meist zwiespältige Reaktionen im In- und Ausland hervorrief, analysiert der Autor äußerst kenntnisreich und detailliert. Wer sich in dieses Buch vertieft, versteht, weshalb das heute in Deutschland ganz selbstverständliche Public Viewing, gemeinsames fröhliches Feiern, fähnchengeschmückte Autos und Balkone, in den Nationalfarben geschminkte Menschen sowie eine überschäumende Begeisterung nach gewonnenen Spielen 1954 nicht opportun waren, das Zeigen nationaler Gefühle und eine unbefangene Freude über die Leistung des deutschen Teams auf Vorbehalte und Misstrauen in den Nachbarländern, aber auch in Deutschland stießen und der Jubel über den Titelgewinn trotz eines erstmals wieder spürbaren Gemeinsinns sehr gedämpft ausfiel und nur kurz anhielt. - Rundum geeignet!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Weltmeister im Schatten Hitlers
Franz-Josef Brüggemeier
Klartext (2014)
316 S.
kt.