Alma

"In meiner Kindheit gab es keinen Unterschied zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Freunden oder Kunden. Ich wusste, dass ich Jude war, aber das war auch alles ... Wir feierten Weihnachten und nicht Chanukka, und die Juden, die mit Kaftan und Schläfenlocken Alma in der Stadt herumliefen, waren uns genauso fremd wie ein arabischer Imam." Trotzdem ereilte das Schicksal auch den Cellisten und einen Musikalienhandel betreibenden Aaron Stern und machte ihn zu einem Opfer des Nationalsozialismus und zu einem Überlebenden des Holocausts. Nach der Pogromnacht 1933 unternimmt er mit seiner Frau Leah den Versuch, nach Kuba zu fliehen. Seine kurz zuvor geborene Tochter Alma lässt er schweren Herzens bei einem befreundeten Arzt zurück, in der Hoffnung, dass sie dort eine Überlebenschance hat und sicher ist. Doch mit der Überfahrt nach Kuba beginnt eine Odyssee, die ihn letztlich in das Konzentrationslager Auschwitz führen sollte. Während Aaron als Lagermusiker überlebt, wählte seine Frau den Freitod. Als der Krieg endlich vorbei ist, beginnt für Aaron die verzweifelte Suche nach seiner Tochter und die Suche nach einem Weg, mit all dem erlebten Leid weiterleben zu können. - Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Eine Frage, auf die man bisweilen keine Antwort zu geben vermag. Dagmar Fohl gelingt es, sich mit psychologischen Fingerspitzengefühl in ihre Hauptfigur hineinzuversetzen und den Leser an dessen Empfindungen und Gewissenskonflikten teilhaben zu lassen. Als Historikerin liefert sie beste Voraussetzungen, die gesellschaftlichen Zustände der NS-Zeit treffend und anschaulich zu beleuchten. Ein ergreifender Schicksalsroman, der wach rüttelt und an unsere Menschlichkeit appelliert. Allen Büchereien sehr empfohlen.

Sonja Hochhausen

Sonja Hochhausen

rezensiert für den Borromäusverein.

Alma

Alma

Dagmar Fohl
Gmeiner (2017)

219 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 588522
ISBN 978-3-8392-2072-6
9783839220726
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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