Das gibts in keinem Russenfilm
Die DDR ist nie untergegangen, den Mauerfall hat es nie gegeben. Bis heute gibt es zwei deutsche Staaten. - Der Autor Thomas Brussig lebt in diesem zweiten Deutschland und muss sich trotz mancher Lockerungen mit dem Parteienstaat der SED und der allgegenwärtigen Stasi herumschlagen. 1991 lässt sich der inzwischen gefeierte und als Systemkritiker bekannte Schriftsteller dazu hinreißen zu versprechen: Solange es nicht alle können, wird auch er keine Reise in den Westen unternehmen! Solange nicht jeder eines haben kann, wird auch er kein Telefon haben! Und Kunderas "Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" wird er auch nicht lesen. Gar nicht so einfach, denn die Ereignisse überschlagen sich beinahe: Brussig soll Botschafter für die Olympischen Spiele in Berlin werden, schreibt ein Musical für Udo Lindenberg etc. - Realität und satirische Fiktion vermischen sich beim Hören, denn Brussig ist schließlich Schriftsteller ("Helden wie wir", "Am kürzeren Ende der Sonnenallee") und hat das Lindenberg-Musical "Hintern Horizont" geschrieben. Stefan Kaminski liest die Textvorlage hervorragend (und ungekürzt) vor. Eine sehr lohnende Anschaffung - gerade für Büchereien mit einem Publikum für Gegenwartsliteratur -, die einen Blick auf die jüngere Zeitgeschichte a la "was wäre wenn" wirft.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Das gibts in keinem Russenfilm
Thomas Brussig. Stefan Kaminski liest
Argon (2015)
Argon edition
8 CD (ca. 592 Min.)
CD