Tyll

Till Eulenspiegel - der wohl bekannteste deutsche Schelm. Daniel Kehlmann lässt "Tyll" in seinem neuen Roman nicht im Mittelalter leben, sondern im frühen 17. Jahrhundert. Tylls Vater ist als Hexer verfolgt worden, der Sohn flieht und schließt sich Tyll dem fahrenden Volk an: Artisten, Bettler, Messerschleifer, Wahrsager und viele andere mehr. Allen gemeinsam ist, dass sie "frei" sind - und jeder hat die Freiheit, sie ungestraft zu töten. Doch Tyll schlägt sich nicht nur durch, er wird ein beinahe kosmopolitischer Reisender in der damaligen Welt und macht die Bekanntschaft mit etlichen Größen der damaligen Zeit. Er kommt als Hofnarr an den winzigen Hof von Friedrich in die Pfalz. Als sich Friedrich zum "Winterkönig" von Böhmen krönen lässt, ist dies einer der Auslöser des Dreißigjährigen Kriegs, der unzählige Menschen das Leben kostet. Und so ist es schon bemerkenswert, wenn Tyll in Osnabrück beim Westfälischen Frieden der vollkommen abgehalfterten Königin Elisabeth begegnet, die sich in ihren einzig verbliebenen Pelz hüllt und sich ein allerletztes Mal auf das Parkett der Weltpolitik begibt. Kehlmann hat sich deutlich vom historischen Eulenspiegel entfernt, sein Roman hat vor allem die Zeit des Krieges und das Leben zur damaligen Zeit zum Thema. Die ungekürzte und sehr gelungene Lesung mit Ulrich Noethen erfordert mit über elf Stunden Laufzeit schon etwas Ausdauer. Vor allem etwas für größere Büchereien.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Tyll

Tyll

Daniel Kehlmann. Ulrich Noethen liest
Argon (2018)

argon edition
9 CD (ca. 676 Min.)
CD

MedienNr.: 592574
ISBN 978-3-8398-1604-2
9783839816042
ca. 29,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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