Gottes Liebe - größer als gedacht
Ist die Existenz des Bösen mit dem Gott der Liebe vereinbar? Auf diese Theodizeefrage antwortet der Autor zunächst mit dem Verweis auf die menschlichen Allmachtswünsche, deren unbewusste Projektionen auf Gott oft zu Zweifel und Auflehnung führen. Zu diesen Projektionen gehören auch unsere bewussten und unbewussten Ängste und Schuldgefühle, die durch eine strenge religiöse oder elterliche Erziehung verursacht sein können oder durch die aggressive Triebentwicklung im Kind und die Ausbildung des Über-Ich sowie durch kleine und große Verletzungen, die wir mit uns herumtragen. Ebenso problematisch ist es, die menschliche Vorstellung von Größe auf Gott zu übertragen und den menschlichen Vaterbegriff mit ihm zu assoziieren. Der Autor versucht, Distanz zu schaffen zu den kulturellen, psychologischen und theologischen Vorurteilen, von denen diese Projektionen geprägt sind. Damit ermöglicht er eine Sichtweise, in der der Mensch von Gottes Liebe berührt wird und sich selbst auf diese Liebe einlassen kann. Es ist ein spirituell anregendes und weiterführendes Buch, das die gegenseitige Liebe von Gott und Mensch mit immer neuen Wendungen vergegenwärtigt. Für Suchende eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Gottes Liebe - größer als gedacht
Frère Emmanuel, Taizé
Patmos-Verl. (2015)
171 S. : Ill.
kt.