Ich bin eine Mission

Georg Augustin leitet theologisch sein Verständnis von Mission und Evangelisierung heute her. In einer Zeit, in der sich die Säkularisierung der Gesellschaft als Individualisierung und Herausbildung eines relativistischen Wahrheitsverständnisses zeigen, werden Mission und Evangelisierung - verstanden als Zeugnis des Gottesglaubens und gelebter Menschlichkeit jedes Christen - zu Bewährungsproben der Kirche. Der Autor stellt sechs Modelle katholischen Kirchenverständnisses und drei Modelle von Spiritualität vor sowie drei komplementäre Modelle der Evangelisierung. Als Ziel der Evangelisierung definiert er, Gott in die Mitte der Kirche zurückzuholen und Jesus Christus als Kern der christlichen Botschaft wieder neu zu entdecken. Die "Gott ja, Kirche nein-Mentalität" müsse durch die Glaubwürdigkeit überzeugter Christen überwunden werden, so der Autor. Wie in der "Urkirche" könne ein gemeinsames Verständnis der christlichen Botschaft und eine verständliche Sprache auch heute neu gefunden werden. Angeregt durch das Apostolische Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus zeigt der Autor 12 Schritte eines missionarischen Aufbruchs auf. In einem letzten Kapitel wird Vinzenz Pallotti als Vordenker einer zeitgemäßen Mission dargestellt. - Die Thesen des Autors, der Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Vallendar ist, können zu vielfältiger Diskussion anregen. Leider verstellen gelegentlich theologische Chiffren das unmittelbare Verständnis seiner Argumentation, wie z.B. "Das ganze christliche Leben soll Verherrlichung Gottes sein, daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gottesverehrung einsichtig und ansichtig zu machen."(S. 116) Insgesamt ist der Text aber für theologisch versierte Leserinnen und Leser geeignet. Spezialisierten Beständen zu empfehlen.