Wo die Freiheit wächst

Die Geschichte handelt von einem regen Briefaustausch zwischen Freunden und Verwandten zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges in Deutschland. Allen voran die in Köln lebende Lene, die den intensivsten Briefkontakt zu ihrer Freundin Rosi in Schlesien und Wo die Freiheit wächst ihrem Bruder Franz an der russischen Front hält. Und dies in den gefährlichen Momenten der Schriftgutüberwachung durch die Partei. Denn Lene lernt den unwesentlich älteren Erich kennen und lieben, der sich traut, Mitglied der Edelweißpiraten zu werden. Deren erklärtes Ziel ist die Abkehr vom politischen Regime und dessen Vorgehen. Die Piraten faszinieren Lene, und bald wird auch sie Teil der Opposition und gerät damit ins Visier der Obrigkeit. Lene ist trotz ihres Alters sehr abgeklärt und begegnet vielen Dingen offen realistisch. Pragmatisch beschreibt sie: "... in den oberen Stockwerken sieht es nach einem Angriff arg aus, das Dach ist offen, alles darunter verwüstet, und bei Regen können wir das Wasser gleich in Eimern sammeln, zum Brandschutz für den nächsten Bombenhagel, so löchrig sind die Decken." Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut die Gefahr nicht. Die Schreibmaschine wird zur engsten Vertrauten und hilft durch dramatische Zeiten im engen Austausch mit den Liebsten. In chronologischer Abfolge wird der Leser auf eine kurzweilige, monatelange Reise im Jahr 1942 in dem Briefroman, der die kriegsbedingten Veränderungen aufzeigt, mitgenommen. Als Säule der Familie hält Lene die Fäden zusammen und schafft es mit Sätzen wie "Später! Nach diesem verdammten Krieg!" durchzuhalten und andere aufzumuntern. Die Vermittlung der Ideologie der Edelweißpiraten nimmt leider erst im letzten Drittel des Buches Fahrt auf. Unverkennbar ist die Verbundenheit zum Schauplatz Köln. So wünschen sich alle protagonistischen Briefeschreiber zurück in ihre Heimatstadt. - Eine ansprechende, rein fiktive Geschichte. Gelungen!

Anja Kuypers

Anja Kuypers

rezensiert für den Borromäusverein.

Wo die Freiheit wächst

Wo die Freiheit wächst

Frank Maria Reifenberg
Ars-Ed. (2019)

375 S.
fest geb.

MedienNr.: 598048
ISBN 978-3-8458-2274-7
9783845822747
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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