Auf offenem Meer

Bettina Balàka, 1966 in Salzburg geboren und heute in Wien lebend, erzählt in ihren präzisen und ironischen Geschichten von kleinen Helden und großen Feiglingen, von scheinbarer Freiheit und vermeintlichen Fesseln. So etwa von der Enkelin eines Widerstandskämpfers, die ihre Schwieger-Großmutter verachtet, weil diese davon träumt, im Jenseits einmal Hitler die Hand drücken zu können, und ihr ihren "arisierten Besitz" vererbt, worauf sie nicht weiß, ob sie dieses Erbe antreten soll. Oder vom Aufseher eines sowjetischen Arbeitslagers, der heimlich sympathisiert mit einem Sträfling, der als bedeutender nichtsozialistischer Genforscher und damit Gegner der Theorien des marxistischen Biologen Lyssenko unter unmenschlichen Bedingungen einsitzt. Oder von den in Handketten arbeitenden Insassen eines Erziehungsheims, wo langweilig Tag für Tag Dessertservietten nach alten Mustern gefaltet werden müssen. Auch ein Wissenschaftler steht einmal im Mittelpunkt, der mit seinen neuen Chronometern heimlich auf einem Überseeschiff die Messung der Entfernung zwischen den Längengraden testen will. Es sind hintergründige Erzählungen, die wegen ihrer versteckten Ironie dem Liebhaber anspruchsvoller Kost Freude machen werden. - Eine Bereicherung für gepflegte Bücherei-Bestände.