Durch Wüste und Staub
In diesem äußerst vielschichtigen Roman erzählt der 1971 geborene serbische Autor, wie er immer wieder aus der Enge seiner Heimatstadt in Nordserbien ausbricht, ihn aber nirgends die Erinnerungen der Älteren an den Zweiten Weltkrieg und seine eigenen Erinnerungen an die Jugoslawienkriege verlassen. Der Roman ist vieles zugleich: Reisetagebuch, Abenteuer- und Lebensbericht, Road-Novel, politisches Tagebuch. Tesin erzählt nicht linear, sondern verbindet lose unterschiedliche Zeiträume, lässt sich dabei von Assoziationen leiten. Um einzelne Städte und Orte herum aufgebaut, folgt der Roman den unterschiedlichen Wahrnehmungen beim Erinnern, Vergessen, Erfinden und Erzählen, mal ironisch, oft auch bedrückend im Tonfall. Dabei werden die Entfernungen bei den Fluchten aus der Heimat immer größer: über Istrien (Kindheit), Sarajevo (Krieg in Bosnien), Belgrad, Novi Sad, Budapest, Szegedin nach Wien und schließlich nach Nordafrika, nach Tunesien. Schließlich endet diese "Odyssee" wieder in seinem Heimatort in Nordserbien. So liest sich der Roman auch als eine Art Autobiographie, diese Reiseberichte sind für den Autor die "rettenden Oasen in der wachsenden Wüste der Erinnerungen" (S. 125). Für literarisch Interessierte ein beeindruckender Roman. (Übers.: Elena Messner)
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Durch Wüste und Staub
Srdjan Tesin
Drava (2012)
175 S.
fest geb.