Der Hungerkünstler

Der 19-jährige Andreas will verhungern. Darin sieht er die einzige Möglichkeit, die Pläne seines Vaters zu durchkreuzen. Der wollte einen Tennisprofi aus ihm machen, doch nach einigen Erfolgen war Andreas es leid und trat in den Hungerstreik. Ein Der Hungerkünstler erster Versuch zu verhungern, endete in der Psychiatrie. Nach der Entlassung will er schleunigst einen weiteren Anlauf unternehmen. Doch der Tod der Großmutter macht ihm einen Strich durch die Rechnung: Er will seinen Großvater nicht alleine lassen und verschiebt seinen Entschluss. Bei ihm trifft er schließlich auch eine Studentin, die dessen Engagement im Spanischen Bürgerkrieg untersucht und zu der sich eine zarte Liebesbeziehung entwickelt. Die Beziehung zwischen dem Großvater, der sich einem Leben im Heim ebenso verweigert wie Andreas dem Leben als Tennisprofi, ist sehr einfühlsam analysiert, genauso wie die Probleme und Gefühle eines Bulimiekranken. Doch bietet der Roman mehr als einen Einblick in die Gefühlswelt eines Bulimiekranken, der langsam wieder ins Leben zurückfindet. Elterlein erzählt von der Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und der menschlichen Lebenspläne, von Brüchen in der Biografie und zeigt, dass es besser ist, sich damit auseinanderzusetzen als davor wegzulaufen. Und wie nebenbei erinnert der Roman an eine etwas aus der Mode gekommene Tugend, die in diesem Fall therapeutische Wirkung entfaltet: Nächstenliebe. Weil Andreas seinen Plan aufgibt, sich zu Tode zu hungern, um seinem Großvater beizustehen, findet er ins Leben zurück. Verpackt ist die Geschichte von Andreas und seinem Großvater in eine poetische, anrührende Sprache. Ein herausragendes Debüt, sehr empfohlen.

Christoph Holzapfel

Christoph Holzapfel

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Hungerkünstler

Der Hungerkünstler

Georg Elterlein
Picus-Verl. (2009)

310 S.
fest geb.

MedienNr.: 308825
ISBN 978-3-85452-641-4
9783854526414
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats