Was uns kostbar ist
Die 1986 in Algier geborene, mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin erzählt in diesem bewegenden kurzen Roman die Lebensgeschichte Edmond Charlots (1915 -2004), und von dessen Lebenswerk. 1936 hatte er, kaum 20-jährig, in Algier eine Buchhandlung mit dem symbolträchtigen Namen "Les Vraies Richesses" gegründet, die zugleich Leihbibliothek, Treffpunkt für Autoren und Verlag war. Obwohl nur mit geringsten finanziellen Mitteln, aber mit Enthusiasmus und bewundernswertem Durchhaltevermögen ausgestattet, gelang es ihm immer, sich gerade nach 1945 gegen die übermächtige Konkurrenz der französischen Großverlage zu behaupten und trotz aller Schwierigkeiten die bedeutendsten Autoren wie zum Beispiel Albert Camus oder Jules Roy an sich zu binden. Erzählt wird dies alles aus verschiedenen Perspektiven und indem z.B. die Aufzeichnungen von Charlots in chronologischer Folge zitiert werden. Sehr wirkungsvoll kontrastiert, dass ein junger Student den Auftrag erhält, die Buchhandlung aufzulösen und damit das Lebenswerk Charlots zu eliminieren. Grundiert wird dies stets durch den französisch-algerischen Konflikt, die Frage von Kolonialismus, Nationalismus und algerischem Selbständigkeitsstreben, eine Thematik also, die gerade in den letzten Jahren die französische Literatur dominiert. Der raffiniert komponierte Roman ist sicher vor allem für frankophile Leser von Interesse. (Übers.: Hilde Fieguth)
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Was uns kostbar ist
Kaouther Adimi
Lenos-Verl. (2018)
223 S.
fest geb.