Die letzten Monate der DDR
1990 tagte von April bis Oktober die einzige frei gewählte Volkskammer der DDR. Die wenigsten Minister der Regierung hatten Erfahrung in der Politik. Es war schon ungewöhnlich, dass sie den Auftrag hatten, ihren eigenen Staat aufzulösen.
Erschwert wurde ihre Arbeit aber auch dadurch, dass sie sich in Bonn einem hoch professionellen Politikbetrieb gegenübersahen, der die Wiedervereinigung ganz nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten wollte. Um dem Eindruck bei heutigen Gedenkveranstaltungen entgegenzuwirken, dass sich "die Bundesrepublik mit sich selbst vereinigt" hätte (S. 7), hat Ed Stuhler dieses Buch zusammengetragen. Vor allem enthält es Material aus Interviews der Dokumentarfilmer R. Burmeister und H. Sparschuh. Aus den Erinnerungen zahlreicher Minister ergibt sich ein lebendiges Bild dieser einmaligen Umbruchzeit. Stuhlers Präsentation ist zwar manchmal etwas ungelenk - v.a. inhaltliche Wiederholungen hätten sich leicht vermeiden lassen - aber dieses Buch gibt bislang vernachlässigten Stimmen ein Forum und ist deshalb für jede Bücherei zu empfehlen.

Michael Gellings
rezensiert für den Borromäusverein.

Die letzten Monate der DDR
Ed Stuhler
Links (2010)
247 S. : zahlr. Ill.
fest geb.
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