Schlüpf doch mal in meine Haut
Rassismus und Diskriminierung äußern sich nicht immer in Form körperlicher Übergriffe auf Menschen anderer Herkunft oder anderen Aussehens. Mit einer subtilen, weniger auffälligen Seite alltäglichen Rassismus beschäftigt sich die Journalistin Heike Schneider in ihrem Buch. In acht Interviews kommen Menschen mit Migrationshintergrund zu Wort und erzählen von den vielen kleinen, nicht körperlichen, sondern verbalen Angriffen auf ihre Menschenwürde. Z. B. die Diplomkauffrau mit afrikanischer Abstammung, die im Bus auf einen freien Platz neben sich zeigt und zu hören bekommt: "Ich setze mich doch nicht neben eine Negerfrau", die 18-jährige Deutsch-Türkin, die sich als "Ayshe" und "Dönerfresser" beschimpfen lassen muss oder die deutsch-vietnamesische Mutter, der aufgrund ihres andersartigen Aussehens automatisch unterstellt wird, sie könne kein "richtiges" Deutsch sprechen. Egal ob nigerianischer, iranischer oder vietnamesischer Hintergrund - alle Interviewten berichten ohne Schuldzuweisungen, manchmal sogar mit ein wenig Verständnis, von den kleinen versteckten Diskriminierungen, die sie im Alltag erfahren. - Besonders als Ergänzung bereits vorhandener Literatur zu diesem Thema.
Brigitte May
rezensiert für den Borromäusverein.
Schlüpf doch mal in meine Haut
Heike Schneider
Militzke (2011)
223 S. : Ill.
fest geb.