Lieber Mischa

Am meisten würde es Lena Gorelik ("Hochzeit in Jerusalem", S. BP 07/567) freuen, wenn ihr kleiner Sohn Mischa die Frage "Wie ist es, als Jude in Deutschland zu leben?" eines Tages als überflüssig empfinden und ihr entgegnen könnte: "Mama, was für Lieber Mischa ein Blödsinn! Ich wurde das noch nie gefragt!" Leider ist es noch nicht so weit und daher erklärt sie ihm wortreich, gescheit, humorvoll und mit vielen frechen Kommentaren und jüdischen Witzen umrankt, welch unendlich viele Aspekte es für sie selbst in sich birgt, Jüdin und gleichzeitig Deutsche zu sein. Hat sie doch überhaupt erst in der deutschen jüdischen Gemeinde gelernt, als sie als Kind mit ihrer Familie aus der ehemaligen Sowjetunion hierher kam, dass das Judentum eine Religion ist. Nun macht sie ihren Sohn mit den "Top Ten" der antisemitischen Vorurteile bekannt und verrät ihm, warum sie wahr seien, warum die Juden beim Feiern leiden würden und weshalb sie hofft, keine jüdische Gluckenmutter zu werden. Sie bereitet Mischa darauf vor, dass er Menschen begegnen wird, die ihn nur aus einem Grund hassen oder lieben werden, nämlich weil er Jude ist. Sie erzählt, welche Bedeutung der Holocaust für ihre Familie hat, welche persönlichen Erfahrungen sie in Israel sammelte, warum Juden sich selbst nicht mögen würden und wie sie zu Muslimen stehen. Ein tiefschürfendes und gleichzeitig leichtes Buch über eine deutsch-jüdische Selbstfindung. Und ja, man darf als Leser an witzigen Stellen lachen!

Lotte Husung

Lotte Husung

rezensiert für den Borromäusverein.

Lieber Mischa

Lieber Mischa

Lena Gorelik
Graf (2011)

184 S.
fest geb.

MedienNr.: 344871
ISBN 978-3-86220-012-2
9783862200122
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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