Kind aller Länder

Für die zehnjährige Kully ist das Leben ein großes Abenteuer mit ein paar Fehlern. Zusammen mit ihren Eltern flieht sie aus Nazi-Deutschland in verschiedene Städte Europas und bis in die USA. Die Mutter erscheint eher blass und als typische Vertreterin Kind aller Länder des damaligen Frauenideals. Ihr Vater ist als leichtsinniger Schriftsteller dargestellt, der das Geld schneller ausgibt, als er es verdient. Er findet dank seiner einnehmenden Persönlichkeit immer wieder Menschen, die ihm aus der finanziellen Patsche helfen. Und Kully beschreibt mal altklug und mal kindlich naiv ihre Sicht auf das Leben im Allgemeinen und im Besonderen das Leben in den verschiedenen Hotels. Und hier liegt der Charme dieser fiktiven Biografie. geschrieben von einer Frau, die selbst unter dem Naziregime litt. Kully ist ein Kind, dem verwehrt ist, eine Heimat oder Bindung an einem Ort zu finden. Aber dank ihrer emotionalen Bindung an ihre Eltern findet sie sich mit dem Leben auf den Straßen und Schienen der Welt zurecht. Kully als selbstbewusster, schlagfertiger Mensch, der sich nicht unterkriegen lässt und auch widrigste ökonomische Verhältnisse mit Charme meistert, trägt viele Eigenschaften der Autorin. Heute fast schon selbstverständlich waren solche Eigenschaften einer Frau damals fast revolutionär. Als interessante Einsicht in das Europa und die USA der 30er Jahre und als unterhaltsame Studie eines neuen Frauentyps gerne zu empfehlen.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Kind aller Länder

Kind aller Länder

Irmgard Keun. Lesung mit Jodie Ahlborn
Der Audio Verl. (2016)

4 CD (ca. 299 Min.)
CD

MedienNr.: 585038
ISBN 978-3-86231-669-4
9783862316694
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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