Erben des Schweigens
Als die selbständige Grafikerin Jael Winterstein zufällig auf ihre jüdisch-tschechischen Wurzeln stößt, macht sie sich auf die Suche nach ihren Vorfahren. In Prag begegnet sie dem tschechischen Lehrer Radek, der sie bei ihren Nachforschungen unterstützt. In der Familie Radeks gibt es auch ein Thema, über das nie so richtig gesprochen wird. Es ist die Rolle des unterdessen gestorbenen patriarchalischen Großvaters bei der Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Krieg. In der Verwandtschaft gibt es aber noch eine sehr betagte Großmutter, die über die damaligen Ereignisse zu berichten weiß. Jael und Radek fragen und drängen jeweils bei ihren Angehörigen, mal in Deutschland, mal in Tschechien, nach Antworten. Was dabei nach und nach zutage kommt, ist für die beiden jungen Leute, inzwischen ineinander verliebt, eine Zäsur in ihrem Denken und Verhalten. - Eine Novelle, die durchaus bewegt und nachdenklich macht. Leicht lesbar und spannend, ist die Erzählung auch informativ, nicht zuletzt durch einen Abriss der komplexen deutsch-tschechischen Geschichte im Anhang. Obwohl das Pathos gelegentlich etwas zu ausgeprägt ist, ist das Buch für alle Büchereien zu empfehlen.
Erben des Schweigens
Sabine Dittrich
Neufeld (2013)
141 S.
fest geb.