Jesus war kein Vegetarier

Der Verfasser, ein junger promovierter evangelischer Theologe, hat hier vor allem gegen die protestantische Theologie eine Streitschrift verfasst, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Er geht davon aus, dass bestimmte theologische Jesus war kein Vegetarier Richtungen die Bibel verfälschen, wenn sie in ihr Aussagen zu finden meinen, die dem heutigen Zeitempfinden stark entgegenkommen, aber bei unbefangener Lektüre in der Bibel nicht vorkommen (können), weil sie im Horizont des biblischen Weltverständnisses noch keinen Platz hatten. Im Einzelnen wendet er sich zu Recht gegen die Behauptung, Jesus sei Vegetarier gewesen und habe deshalb z. B. das Fleisch des Pesachlammes nicht gegessen und im Gleichnis dem barmherzigen Vater nicht die Schlachtung eines Lammes in den Mund gelegt, als er sich über seinen verlorenen Sohn freute. Auch finden sich nach Moll in der Bibel keine Aussagen, die auf Frauenemanzipation zielen oder Gleichberechtigung der Homosexualität mit der Ehe behaupten. Am schärfsten wird der Ton des streitbaren, aber kompetenten Theologen, wenn er sich die "Bibel in gerechter Sprache" vornimmt und dort groteske Beispiele zitiert, die Humor verraten und Schmunzeln auslösen. Am wenigsten überzeugt der Part über das Judentum. Nicht, dass der Autor die modernen Bestrebungen pauschal ablehnt - aber er kann es nicht mit seinem theologischen Gewissen vereinbaren, diese aus der Bibel abzuleiten. Insgesamt liegt hier ein erfrischendes Buch vor, das es zumindest verdient, lebhaft diskutiert zu werden. Es kommt aus der auch katholischen Auffassung, dass Glaube und Vernunft zusammengehen müssen. Für theologisch gebildete Leser, die auch Streitschriften mögen.

Werner Trutwin

Werner Trutwin

rezensiert für den Borromäusverein.

Jesus war kein Vegetarier

Jesus war kein Vegetarier

Sebastian Moll
Berlin University Press (2011)

110 S.
fest geb.

MedienNr.: 569526
ISBN 978-3-86280-019-3
9783862800193
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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