Über Grenzen
Der Autor ist Biologe, war Abteilungsleiter an der Zoologischen Staatssammlung in München, ist preisgekrönter Sachbuchautor und selbst nahe einer Grenze am Inn zwischen Bayern und Österreich aufgewachsen. So beginnt er seine "Betrachtungen" mit
persönlichen Erlebnissen an der Grenze hier und in Südamerika. "Jegliches Leben beginnt mit Abgrenzung", schreibt er, nämlich bei der Bildung von Zellen. Doch die Grenzen setzen sich fort, sie bilden "ein komplexes System von Matrioschka-Puppen". Es gibt sie bei Tieren mit ihren Verbreitungsgebieten und Revieren und es gibt sie beim Menschen, wo Staatsgrenzen die Grundlage bilden. So ist die Menschheit aufgespalten in viele "Arten", je nach Sprache, Schrift und Kultur. "Wir werden auch in Zukunft Grenzen haben", so Reichholf, "eine Welt ohne Grenzen - wäre möglich, aber nicht menschlich". Probleme gibt es dann, wenn eine Grenze mit Gewalt verschoben, "korrigiert", werden soll, wie derzeit in Europa. Naturwissenschaftlich und historisch-politisch interessierten Lesern empfohlen.
Michael Mücke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Über Grenzen
Josef H. Reichholf
Weissbooks (2022)
92 Seiten : Illustration
fest geb.