Im November blüht kein Raps
Vordergründig geht es um Pauls Verhältnis zu seiner Ehefrau Brigitte und zu seiner Geliebten Hanne. Der Bassist im Theaterorchester Ulm plagt sich noch nach Jahrzehnten mit dem abwertenden Urteil seines Vaters, eines Pianisten, obwohl ihm gegen dessen Einschätzung ebenfalls eine Musikerkarriere gelungen ist. Damals schützte ihn seine Mutter. Heute hat sich die Witwe in ein geistiges Schneckenhaus zurückgezogen. Hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen des Orchesterbetriebs und seiner "Familienmitglieder", will Paul nach seinen Wurzeln in Breslau suchen. Bei Besuchen bei seiner Mutter stößt Paul auf alte Fotos und Dokumente, die den für ihn immer geheimnisvollen Tod seiner Schwester beleuchten. Das Buch endet mit dem Zerbrechen der Ehe Pauls und einem Schuldeingeständnis seines Vaters. - Das Buch ist nicht geprägt von einer auf einen Showdown hinlaufende Handlung, sondern von den immer wiederkehrenden Reflexionen des Protagonisten. Immer wieder mischen sich in die alltäglichen Situationen seine ungelösten Lebensfragen. Zweifel an sich selbst, aber vor allem Fragen an seine familiäre Vergangenheit. Und über allem steht das Verdikt seines Vaters. Für Leser mit Interesse an psychologischen Zusammenhängen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Im November blüht kein Raps
Silke Knäpper
Klöpfer & Meyer (2012)
187 S.
fest geb.