Immer wieder aufstehen
Schon als Kind im (damals noch) jugoslawischen Novi Sad ist die kleine Monica kaum vom Tennisschläger zu trennen; der Vater unterstützt liebevoll die talentierte Fünfjährige. Sie gewinnt Turniere in ganz Europa, mit Zehn schmückt sie Zeitungstitel, wird die Nummer eins in der Altersklasse unter 12, mit 13 bekommt sie ein Stipendium an einer renommierten Tennisakademie in Florida. Schon dort helfen Erdnussbutter und Nutella ihr über Kummer und Heimweh hinweg, bis die Familie zu ihr in die USA übersiedelt und ihr von da an auf ihrem Weg zur Weltranglistenersten im Profitennis den Rücken stärkt. Insbesondere ihr Vater begleitet sie bei ihren Reisen rund um die Welt im "hektischen Strudel des Wanderzirkus der WTA". Bis ihr bei einem Turnier in Hamburg ein Psychopath ein Ausbeinmesser in den Rücken sticht. Todesnähe, Schmerzen und die bittere Erkenntnis, dass die Tenniswelt über Nacht zum business as usual zurückkehrt, Sponsorenverträge auf andere Spielerinnen übergehen, und die gleichzeitig bekannt werdende Krebserkrankung des Vaters werfen die 19-jährige Nr. 1 der Welt völlig aus der Bahn. Trotz seelischer und körperlicher Pein, Fressattacken, Übergewicht und wiederholter Ermüdungsbrüche kämpft sie zehn weitere Jahre gegen sich selbst im Tenniszirkus weiter mit, bis sie erkennt, dass ihr Leben auch ohne Leistungssport lebenswert ist. - Ein Buch mit vielen nachdenkenswerten, auch (selbst-)kritischen Ansätzen zu den Auswüchsen des Leistungssports, die leider im Tennistrubel doch zu marginal bleiben. Für Tennisfans sicherlich interessant, dem Lesepublikum jedoch mindestens zeitweise Kampfgeist und Durchhaltevermögen eines 5-Satz-Matches abverlangend. Für sportbegeisterte Jugendliche mit Starambitionen andererseits vielleicht als Lehrstück gut einsetzbar!
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Immer wieder aufstehen
Monica Seles
Pendo (2011)
362, [8] S. : Ill. (überw. farb.)
kt.