Die Überwindung der Langsamkeit
Die Autorin schildert bildreich und lebendig die Lebensgeschichte des Begründers der Telegrafie. Sie greift dazu u.a. auch auf Briefe und Tagebücher Morses zurück, sodass auch Einblicke in das Gefühlsleben des Porträtierten möglich wurden. Dieses Gefühlsleben war zunächst vielen Tiefen unterworfen: Morse war ein recht anerkannter Maler, der u.a. den Marquis de Lafayette porträtierte, bevor er eher durch Zufall zum technischen Erfinder wurde. Trotz seines künstlerischen Erfolges war Morses finanzielle Situation meist sehr angespannt und nationale Anerkennung als Maler wurde ihm verweigert, was ihn sehr traf. Zudem starb seine erste Frau sehr jung. Auch der Erfolg seines Telegrafen mitsamt Alphabet ließ lange auf sich warten. Als sich der technisch-wirtschaftliche Erfolg schließlich einstellte, musste Morse, wie wohl in solchem Falle üblich, mit falschen Freunden leben. Mit über 50 Jahren aber fand er schließlich nicht nur Wohlstand und Ehre, sondern auch endlich ein glückliches Leben im Kreis seiner (zweiten) Familie. Trotz der wenig vorbildhaften Vernachlässigung seiner Kinder aus erster Ehe und Morses tiefer Abneigung gegenüber Katholiken ist diese Biografie empfehlenswert. Technische Details zur Telegrafie darf man allerdings nicht erwarten. Im Innern des Vorder- bzw. Hinterdeckels finden sich zwei geografische Karten, eine über den Verlauf des ersten atlantischen Telegrafieunterwasserkabels und eine mit den US-amerikanischen Telegrafiestationen von 1853, gleichsam informativ und optisch ansprechend. Im Innern sind einige ähnlich gestaltete S-W-Fotografien und Zeichnungen eingestreut.
Markus Hofmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Überwindung der Langsamkeit
Margit Knapp
Mare (2012)
190 S. : Ill., Kt.
fest geb.