Auf der anderen Seite des Flusses
Eigentlich möchte der argentinische Schriftsteller Luis Pereyra vor allem Ordnung in sein desaströses Leben bringen, als er frühmorgens von Buenos Aires über den Rio de la Plata ins uruguayische Montevideo fährt, um dort die Vorschüsse für zwei Romane abzuheben: Er benötigt dringend Geld, denn der Ehemann und Vater eines kleinen Sohnes ist völlig abgebrannt, lebt von geliehenem Geld und dem, was seine Ehefrau Catalina verdient. Am Rande einer Midlifecrisis möchte er die Achtung seiner Gattin, von der er glaubt, dass sie ihn betrügt, aber letztlich auch seine Selbstachtung wiederfinden. Doch in Montevideo will er auch Guerra treffen, eine junge Frau, die er vor einiger Zeit bei einem Schriftstellerkongress kennengelernt und in die er sich verliebt hat. Als er das Geld abgehoben hat, verbringen die beiden einen Nachmittag, der Lucas fast dazu verführt, mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Doch dann kommt es zur Katastrophe, die Lucas dazu bringt, die richtige Entscheidung für sein neues, authentisches Leben zu treffen. - Mairal hat mit seinem literarischen Erstling Aufsehen erregt und den literarischen Durchbruch erlangt. Der Roman erzählt auf nicht einmal 200 Seiten eine scheinbar alltägliche Geschichte in einem Stil, der ebenso poetisch wie realistisch ist, vielfältig und doch klar und flüssig zu lesen, mit Bildern und Figuren, die einem lange im Gedächtnis bleiben, so dass der Leser und Leserin (und das ist nicht übertrieben) ein literarisches Kleinod in seinen Händen zu finden weiß. Man kann nur hoffen, dass bald der nächste Roman Mairals auf dem deutschen Buchmarkt erscheint!
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Auf der anderen Seite des Flusses
Pedro Mairal ; aus dem argentinischen Spanisch von Carola S. Fischer
mare (2020)
173 Seiten
fest geb.