Eine dunkle & grimmige Geschichte

Die Märchen der Brüder Grimm sind fester Bestandteil unserer Kultur und vermitteln - jenseits ihrer jeweiligen historischen Bedingtheit - ein tiefes Wissen über den Menschen an sich. Damit diese Weisheit nicht unter dem Staub der Jahrhunderte begraben wird oder durch die Adaption von Disney u.a. verloren geht, ist es wichtig, dass ihre Aussage immer wieder neu betrachtet und bearbeitet wird. Adam Gidwitz unternimmt einen solchen Versuch und stößt dabei auf eine grimmige Geschichte voll dunklem Zauber, auf das wahre Märchen, wie es sich, seiner Meinung nach, aus der Urversion des grimmschen Werkes erschließt. Er versucht den Erzählungen ihr innerstes Geheimnis zu entlocken und verwebt einzelne Märchen zu einer Geschichte voll archaischer Kraft, stellt kritisch Bezüge zur Gegenwart her und gibt psychologische Denkanstöße. Die Protagonisten seiner Geschichte sind Hänsel und Gretel, die vor ihren Eltern fliehen, weil sie um ihr Leben fürchten. Auf der Suche nach einer liebevollen Familie begegnen sie Hexen, Teufel und Drachen, Mördern und Verrückten, erleben Angst, Schrecken und blutrünstige Grausamkeiten. Und obwohl sich der Autor - im Falle des Hörbuchs geschieht das mit der Stimme von Peter Kaempfe sogar besonders eindrucksvoll - an solchen Stellen direkt an sein Publikum wendet und es vorwarnt, ist nicht klar, wie sensible Kinder darauf reagieren werden. Doch das Wissen, dass oft gefürchtete Schrecknisse in einem Märchenwald stattfinden und nur Fiktion sind, die hoffentlich zu einem guten Ende führt, wird helfen, die Angst zu überwinden. Und am Besten ist es sowieso, wenn man bei solchen Geschichten nicht alleine ist.