Nichtstun
Wenn sich Ethnografen ihren Themen zuwenden, beschreiben sie meist sehr auffällige Dinge, wie Bräuche, Riten, Ehefragen, Kindererziehung, soziale Schichten oder das Sterben. In diesem Buch geht es um ganz Anderes. Hier untersuchen zwei schwedische Ethnologen die mannigfaltigen Formen des Nichtstuns, die es in unserer Gesellschaft gibt. In vier umfangreichen Kapiteln beschreiben sie, wie das Warten, die alltägliche Routine, das Tagträumen u.a. erlebt und gedeutet werden und was in den Hinterhöfen der Moderne geschieht. Sie bieten sozusagen eine Ethnografie von "Nichtereignissen". So konstatieren sie z. B., dass fast alle Formen des Wartens negativ bewertet werden, obwohl das Nichtstun doch seinen guten Sinn hat und gerade in einer Zeit, in der die Hektik des Alltags das Leben weithin bestimmt, eine gute Sache sein können. Wer sein eigenes geringes Quantum an Nichtstun noch weiter zu schmälern bereit ist und stattdessen dies gut lesbare Buch liest, wird vielleicht doch neue Ideen für ein geregeltes Verhältnis von Tun und Nichtstun bekommen. Insofern es Leser/innen gibt, die sich für ein solch etwas abgelegenes Thema interessieren, mögen sie zu diesem Buch greifen und dabei tätig über das Nichtstun nachdenken.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.
Nichtstun
Billy Ehn ; Orvar Löfgren
Hamburger Ed. (2012)
303 S.
fest geb.