In guten Händen, in einem schönen Land

In Anlehnung an das Brechtsche Theaterstück "Der kaukasische Kreidekreis" fragt die aus Kasachstan stammende, in Dresden aufgewachsene Eleonora Hummel, wie "man ein Kind durch zwei Mütter" teilen kann. Viktoria wurde in einem sowjetischen Arbeitslager In guten Händen, in einem schönen Land geboren, wo ihre zu Schwerstarbeit verurteilte Mutter Olessia lebt. Viktoria wächst in Heimen auf und entscheidet sich für Nina, eine Freundin der Mutter, die vorzeitig aus der Haft entlassen wurde und eine herzliche Verbindung zu Viktoria aufbauen kann. Dennoch empfindet Viktoria Sehnsucht und wird von Fragen bedrängt. Ist ihre Mutter tatsächlich eine Feindin der sowjetischen Gesellschaft? Hat sie ihre Strafe verdient? Als Olessia 1958 entlassen wird, verweigert sich ihr die Tochter. Es dauert Jahre, bis zwischen beiden eine stabile Verbindung entsteht, in die auch Nina, Olessias Vertraute einbezogen ist. - Die emotional berührende Prosa spiegelt im Schicksal der drei sorgfältig porträtierten Protagonistinnen russisch-sowjetische Geschichte wider. Indem sich Eleonora Hummel (Jahrgang 1970) vor allem mit unmenschlichen, die Persönlichkeit zerstörenden Bedingungen in den Arbeitslagern auseinandersetzt, erweist sie sich als engagierte zeitkritische Autorin. Der solide geschriebene, aus drei verschiedenen Perspektiven erzählte Roman ist zu empfehlen.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

In guten Händen, in einem schönen Land

In guten Händen, in einem schönen Land

Eleonora Hummel
Steidl (2013)

362 S.
fest geb.

MedienNr.: 390093
ISBN 978-3-86930-662-9
9783869306629
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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