Der Fall Collini

Jahrzehnte lang arbeitete Fabrizio Collini in der Fabrik, nie gab es Probleme. Dann erschießt er den Unternehmer Hans Meyer in einem Hotelzimmer. Collini gesteht die Tat, macht aber über sein Motiv keine Angaben. Strafverteidiger Caspar Leinen übernimmt als Pflichtverteidiger den Fall. Erst nach einiger Zeit erkennt er im Opfer seinen großväterlichen Freund. Eng war er mit Meyer und dessen Enkel verbunden. Doch Collini entlässt Leinen nicht aus der Pflicht. Der Verteidiger steht so zwischen seinem Mandanten und Johanna, der Enkelin Hans Meyers, die als Nebenklägerin auftritt. Erst spät werden die Hintergründe der Tat deutlich: Die Weste von Meyer war nicht so weiß, wie sie schien, und Collini nahm Rache für ein Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs. So stellt sich die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, viele Gräueltaten während des Krieges blieben ungesühnt oder verjährten schon bald. Die moralische Schuld blieb indessen bestehen - doch wie ging die junge Bundesrepublik in den 1960er Jahren damit um? Der Kriminalfall nimmt dabei nicht so viel Raum ein, auch das Leben und Denken von Caspar Leinen, seine Ausbildung, seine Verbindungen zur Familie des Opfers und sein Start in der (bisweilen starren wie schillernden) deutschen Justizwelt sind Thema dieses beeindruckenden Hörbuchs. Schirach selbst kann auf eine lange Berufslaufbahn als Strafverteidiger zurückblicken. Burghart Klaußner liest gekonnt und beinahe emotionslos, das macht den Reiz dieses Hörbuchs aus. Unbedingt anschaffen!