Die Kunst des lässigen Anstands
Heute scheint alles möglich - immer und überall. Und allzu oft ist man sich selbst der Nächste. Andererseits sind gutes Benehmen und Tugenden wieder im Vormarsch. Alexander von Schönburg macht sich daran, ritterliche Tugenden in die Gegenwart zu transportieren, denn seine Maxime ist "Lässigkeit". Also keine verkrampfte Haltung des Immer-alles-richtig-Machens, sondern ein unbeschwerter werte-orientierter Umgang in Gesellschaft. Und damit hat der Autor sicher recht, doch ufern seine Ausführungen allzu oft in gewollt adlig-bildungsbeflissene Exkurse der Literaturgeschichte aus. - Da werden Minnesänger als Vorbilder auserkoren und deren Wirken als Fingerzeig fürs Heute erklärt. Selbst die "Praxistipps" wird man - sollte man nicht dem Hoch- oder Geldadel angehören - kaum bis gar nicht anwenden können. Felix von Manteuffel ist ein Meister der Sprache und seine Lesung ist sicher unterhaltsam, der belehrende Ton ist auf Dauer allerdings anstrengend und führt am Ziel vorbei. - Trotz Platzierung auf den Bestsellerlisten wird hier die Chance vertan, ein anständiger Held im Alltag zu sein.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Kunst des lässigen Anstands
Alexander von Schönburg. Gelesen von Felix von Manteuffel
Hörbuch Hamburg (2018)
8 CD (ca. 628 Min.)
CD