Der Report der Magd
Religiöse Fundamentalisten, genannt "Die Söhne Jakobs", haben in Teilen der ehemaligen USA einen totalitären Staat errichtet. Die neuen Machthaber definieren die Stellung der Frau neu: sie wird rechtlos, muss heiraten und Kinder gebären. Da viele Männer und Frauen durch Radioaktivität und weitere Umweltverschmutzung steril sind, wird Kinderlosigkeit zum Problem der Frau erklärt. Kinderlosen Ehemännern stehen Mägde zu, die ganz nach biblischem Vorbild die Aufgabe haben, Kinder zu gebären. Klappt das nicht, werden die Frauen entweder in entfernte Landesteile abgeschoben oder getötet. Desfred kann Kinder bekommen, sie war verheiratet und hatte bereits ein Kind. Doch die neuen Machthaber haben sie von ihrem Mann und Kind getrennt und als Magd einem Kommandanten zugeteilt. Dessen Ehefrau spinnt eine Intrige, die Desfred schließlich zur Flucht nach Kanada zwingt. Die beklemmende Vision einer theokratischen Diktatur, in der Frauen keine Rechte haben, wurde von der Autorin Atwood bereits im Jahr 1985 geschrieben, hat jedoch nichts von ihrer Eindrücklichkeit verloren, wie die politische Entwicklung der letzten Jahre zeigt. Vera Teltz verleiht der Magd Desfred eine eindrückliche Stimme. Die Geschichte klingt auch heute, trotz #MeToo-Debatte vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse überraschend modern und aktuell. Das Hörbuch ist keine leichte Kost, es bedarf der aufmerksamen und aufgeschlossenen Hörerschaft, sollte jedoch auch schon in kleineren Büchereien eingestellt werden.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Report der Magd
Margaret Atwood ; gelesen von Vera Teltz mit [einem anderen] ; aus dem Englischen von Helga Pfetsch
Osterwold audio (2019)
2 mp3-CDs (circa 719 min)
mp3-CD