Der Nazi und der Kunstfälscher

Vor dem chaotischen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs wird der durch Rachegefühle gegenüber Kunstkritikern hervorgerufene Wandel des Niederländers Han van Meegeren (1889-1947) vom "verkannten" Maler zum steinreichen Kunstfälscher und -händler Der Nazi und der Kunstfälscher dargestellt, der sich nach Ende der deutschen Besatzung als Kollaborateur, Veräußerer von nationalem Kulturgut und Steuerhinterzieher vor Gericht verantworten musste und nun - um sich zu retten - zu beweisen hatte, dass er nicht bedeutende Kunstwerke Alter Meister, sondern eigene Fälschungen in den Kunstmarkt geschleust hatte. Dabei stehen im Mittelpunkt des Buches besonders seine Vermeer-Fälschungen, von denen eine, "Christus und die Ehebrecherin", 1942 an den manischen (und darin mit Hitler konkurrierenden) Kunstsammler Hermann Göring gelangte, dessen Charakterisierung einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet. Das Überraschende an den Fälschungen Meegerens war, dass sie sich stilistisch und damit schon auf den ersten Blick auffallend von Originalwerken Vermeers unterschieden, aber dafür technisch, etwa in der Verwendung von Bleiweiß und Ultramarinblau, nahe an sie herankamen und deshalb gerade die Experten täuschten. - Die faszinierende Beschreibung eines spektakulären Kunstfälscherskandals während der NS-Zeit dürfte nicht zuletzt wegen der Affäre Gurlitt Aufmerksamkeit erregen.

Lothar Altmann

Lothar Altmann

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Nazi und der Kunstfälscher

Der Nazi und der Kunstfälscher

Edward Dolnick
Parthas (2014)

287, [16] S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 402666
ISBN 978-3-86964-082-2
9783869640822
ca. 29,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku, Ge
Diesen Titel bei der ekz kaufen.